Kraft Visionen zum Erfolg

27 Jahre MUCKINGENIEURE

Manche hielten ihn für realitätsfern. „A wenig gspinnert“, wie man in seiner Heimat sagt. Fakt ist: Walter Muck hatte eine Vision – und den Mut, sie in die Tat umzusetzen. Heute, siebenundzwanzig Jahre nach der Gründung, ist MUCKINGENIEURE zu einem erfolgreichen, auf innovative Tragwerksplanung spezialisierten Büro in Süddeutschland avanciert. Die Geschichte eines Bauingenieurs aus Leidenschaft, erzählt von Ursula Pfennig, freie Journalistin.

Windmühlenträume in Gaimersheim

Genau genommen begann die Geschichte vor 56 Jahren in Gaimersheim, einem Marktflecken nahe Ingolstadt. Walter Muck, fünfjähriger Spross eines Schreiners, murrte, weil ihn seine Mutter zur Brotzeit rief…

Dabei hatte er gerade überhaupt keine Zeit. Sein jüngstes ingenieurtechnisches Wunderwerk, eine Windmühle aus Legosteinen, stand kurz vor der Vollendung. Es fehlte nur noch ein Flügel.

Die Windmühle wurde dann doch noch vollendet, wie auch zahllose Häuser, Bahnhöfe, Brücken, Burgen und Raumschiffe. Als Schuljunge wusste Walter Muck bereits, was er wollte, wenn er groß ist: Häuser bauen. Auf seinem Schulweg lag damals das Ingenieurbüro Martinka + Grad. „Dort einmal zu arbeiten, erschien mir wie das Paradies“, erinnert er sich.

Nach dem Studium an der Fachhochschule München begann er seine Karriere 1982 zunächst als Softwareentwickler im Ingenieurbüro von Prof. Nemetschek in München. „Eine sehr interessante und lehrreiche Zeit“, sagt er. „Doch ich wollte Häuser bauen.“ Also wechselte er nach zwei Jahren die Anstellung und arbeitete als Tragwerksplaner genau dort, wo er sich als Schuljunge hingewünscht hatte: bei Martinka + Grad in Gaimersheim. Zwei Monate später wurde er als Leiter des Büros in Eichstätt eingesetzt.

Aufbruch ins Abenteuer Selbstständigkeit

Hier könnte die Geschichte enden, wenn Walter Muck – zufrieden mit dem Erreichten – zu träumen aufgehört hätte. Doch Muck gab keine Ruhe, entwickelte immer wieder weiter reichende Visionen vom Ingenieurbüro der Zukunft. Er stellte sich vor, wie Menschen auf eine neue Art eng zusammenarbeiten und technische Lösungen realisieren, die bis dato kaum denkbar schienen. „Ich notierte alles, was mir einfiel, auf Zettel“, erzählt er. „Jeden Gedanken, auch wenn er im Moment absurd erschien.“ Notizen zu neuer Software befanden sich ebenso in dieser Sammlung wie Überlegungen zum Umgang mit Kunden, zu fehlerhaften Berechnungen – aber auch die Idee, dass Mitarbeiter ein Geschenk zu Ihrem Geburtstag erhalten.

Die Jahre vergingen, der Zettelstapel wuchs und wuchs. Wie so häufig im Leben, bedurfte es erst einer tiefen, privaten Erschütterung, bis Walter Muck das vertraute Terrain tatsächlich hinter sich ließ und zu neuen Ufern aufbrach: 1991 wagte er den Absprung und machte sich zusammen mit einem Kollegen selbstständig.

Der Aufbruch war geschafft, doch es sollten weitere fünf Jahre vergehen, bis MUCKINGENIEURE aus der Taufe gehoben wurde. Das Geschäft lief sehr gut an, doch unter den Anforderungen des Unternehmensalltags gerieten die ursprünglichen Ziele aus dem Auge. Schließlich wurde klar, dass im Team unterschiedliche Auffassungen über die einzuschlagende Richtung herrschten. 1996 zog Walter Muck die Konsequenzen, trennte sich von seinem Weggefährten und gründete zunächst in seinem Heimatort Gaimersheim und dann ab 1999 in Ingolstadt MUCKINGENIEURE.

MUCKINGENIEURE: Das unmögliche Versuchen

Nun konnte sich Muck in völliger Eigenverantwortung an die Umsetzung dessen heranmachen, was einst auf seinen Zettel notiert hatte. „Natürlich hat nicht alles funktioniert“, sagt er und zitiert gleich darauf Hermann Hesse. „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“

Möglich ist es, ein Dach wie das der BMW-Welt in München zu konstruieren: 16.000 m² Dachwolke ruhen wie schwebend auf nur zwölf Pendelstützen. Die Werkstattplanung der Stahlkonstruktion stammt aus dem Büro Muck. Möglich ist es, im Stahlbetonbau durch die Anwendung moderner Bewehrungstechnologien bis zu 30 Prozent des Stahls einzusparen – und damit nicht nur Kosten- und Zeitvorteile zu erzielen, sondern auch das Klima zu schonen.

Möglich ist es, den Mitarbeitern Bürohaus ergonomische Arbeitsplätze anzubieten, kostenlose Getränke und einen Fitnessraum. Ihnen Heimarbeitsplätze zur besseren Vereinbarkeit mit dem Familienleben einzurichten, verlässliche Urlaubsplanungen zu erstellen und – auch das nicht ganz unmöglich – hin und wieder einen Blumenstrauß zu spendieren.

Leistungsstark dank guter Mitarbeiter

MUCKINGENIEURE beschäftigt aktuell 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Drei von ihnen befinden sich noch in der Ausbildung, darunter eine kaufmännische Auszubildende und zwei Auszubildende zum Bauzeichner im Ingenieurbau. Von Anfang an engagierte sich MUCKINGENIEURE in der Ausbildung. „Sonst hätten wir bei dem hiesigen Mangel an Fachkräften gar nicht so stark wachsen können“, sagt Muck. „Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für ein Unternehmen das, was im Auto der Motor ist: Die Leistung steht und fällt mit dem Team. In einen AUDI gehört kein Gogo-Motor.“

Das Büro konzentrierte sich ganz auf innovative Tragwerksplanung. Die Herausforderung erkennt Muck darin, das Tragwerk eines Gebäudes so zu planen, dass mit möglichst geringem Aufwand eine möglichst große Gestaltungsfreiheit für den Architekten und – vor allem – Zufriedenheit des Bauherrn erzielt werden kann. Walter Muck drückt es schlicht so aus: „Keiner will eine Säule im Wohnzimmer, wenn sie nicht unbedingt nötig ist.“


Um die Säule im Wohnzimmer zu vermeiden – oder eben wie im Falle der BMW-Welt 16.000 m² Dach auf zwölf Säulen zu stützen – müssen die Ingenieure sehr präzise die Gebäudemassen berechnen und schließlich den verschiedenen, am Bau beteiligten Unternehmen ebenso präzise, fehlerfreie und gut lesbare Zeichnungen und Dokumente zur Verfügung stellen.

Innovativ mit BIM und BAMTEC®

Dazu setzte Muck schon sehr früh modernste CAD- und BIM-Software ein. BIM steht für „Building Information Modeling“: Alle Gebäudedaten, die für Planung, Bauausführung und die spätere Nutzung relevant sind, werden in einem zentralen Gebäudedatenmodell zusammengeführt. Mit BIM ist eine fotorealistische Konstruktionsentwicklung direkt am 3D-BIM-Modell möglich, mit allen Verbindungsmitteln und Einbauteilen im Detail. Vorteile bietet BIM sowohl in der Entwurfs- als auch in der Bauphase. Einerseits kann der Planer mehr und komplexere Daten in seine Berechnungen einbeziehen und schneller alternative Entwürfe kalkulieren. Andererseits sehen die farbigen und detailreichen Ausführungsunterlagen nicht nur schöner aus, sondern verringern durch ihre gute Lesbarkeit und die präzisen Details Fehler auf der Baustelle. Zugute kommen Walter Muck dabei seine Erfahrungen aus der Zeit in der Softwareschmiede von Prof. Nemetschek. So ist er auch heute an der Weiterentwicklung von BIM-Software mit eingebunden.


Die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien beschränkt sich für Muck jedoch nicht nur auf die eigene EDV. Stets sucht er im Holz-, Stahl- und Stahlbetonbau nach neuen Ansätzen. Zum Beispiel die Bewehrungstechnologie BAMTEC®: Die Bewehrungselemente werden CAM unterstützt vorgefertigt und auf der Baustelle wie ein Teppich ausgerollt – das spart Zeit, Kosten und erleichtert die Umsetzung von ungewöhnlichen, auch organischen Gebäudeformen.

20 Jahre MUCKINGENIEURE

MUCKINGENIEURE feierte 2016 den zwanzigsten Jahrestag seines Bestehens. Gratulationen erreichten Walter Muck von vielen Seiten, von Kunden und Mitarbeitern, Wegbegleitern und Kollegen. Nach dem Grund für seinen Erfolg gefragt, kommt Walter Muck wieder auf die Legosteine zu sprechen, und die Notizzettel aus seiner Zeit als Angestellter. „Ich wusste immer, was ich wollte“, sagt er. „Anfangs nur so ungefähr, und im Laufe der Jahre dann immer genauer. Wer sein Ziel mit ganzem Herzen verfolgt, kommt wie von selbst jeden Tag ein Stück auf seinem Weg voran.“